Solana: Konkurrenz für Visa und Ethereum?
Solana ist… keine neue Eissorte, sondern – so hört man’s seit einiger Zeit im Web raunen – ein potenzieller „Ethereum-Killer“. Was ist dran an der Kryptoplattform, die die Skalierbarkeit der Blockchain verbessern will?
Während Bitcoin 2021 mit einem Wertzuwachs von 60 Prozent ein weiteres Erfolgsjahr hinlegte, gibt es bei den Top Ten nach Market Cap (aktueller Preis mal im Umlauf befindliches Volumen) heftiges Gerangel: So musste besonders die Nummer zwei, Ethereum, laut einer Analyse von JPMorgan Chase in Sachen Marktkapitalisierung Anteile an Solana (SOL) abgeben. Der Top Newcomer war Mitte Januar 2022 mit einer Marktkapitalisierung von rund 45 Milliarden Dollar die siebtgrößte Kryptowährung. Der Wert von SOL war im Jahr 2021 explosionsartig um mehr als 11.000 Prozent gestiegen, berichtet die Wirtschaftswoche. Ethereum und Solana haben dabei gemeinsam, dass sie, anders als Bitcoin, nicht als reines Zahlungsmittel konzipiert wurden.

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„Everybodies Crypto-Darling“ Solana wurde 2017 von Anatoly Yakovenko gegründet und ist ein Projekt der Non-Profit Solana Foundation mit Sitz in der Schweiz. 2020 ging eine Beta-Version an den Start. Die Blockchain und Kryptowährung der vierten Generation nutzt eine offene Infrastruktur, um eine größere Skalierbarkeit zu bieten. Skalierbarkeit bedeutet hier die Fähigkeit eines Blockchain-Systems, Wachstum ohne Einbußen in puncto Leistung zu unterstützen. Wichtig für Top-Themen wie „DeFi“ und „NFT“ – beides bisher fest in der Hand von Ethereum.

Solana und DeFi
Ist die Zukunft des Geldes dezentral? Krypto-Enthusiasten glauben fest daran und setzen auf Decentralized Finance (DeFi). In Zukunft werden noch deutlich mehr DeFi-Entwickler:innen mit ihren Teams zu Solana strömen und für weiteres Wachstum sorgen, meinen Expert:innen (S. 15). Solana unterscheidet sich dabei von anderen Krypto-Plattformen, die sich auf dApps spezialisiert haben. Vorteil der dezentralen Blockchain-Plattform der nächsten Generation sind hohe Geschwindigkeiten und geringe Kapazitäts-Engpässe, was wiederum zu Gebühren führt, die nahezu bei Null liegen.

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Solana und Non-fungible Token
Geringe Transaktionskosten haben sich besonders im NFT-Bereich als hilfreich erwiesen. Non-fungible Token (NFT) und Ethereum waren lange ein Dream-Team für Sammler und Kreative. Doch das ändert sich laut einer Analyse von JPMorgan gerade: Ethereums Marktanteil bei NFT ist von etwa 95 % Anfang 2021 zuletzt auf etwa 80 % gesunken, zitiert die Plattform Markets Insider den Analystenbericht. Als Grund werden Überlastung und die hohen Gebühren, die sogenannten Gasfees, im Netzwerk genannt. Ein weiterer Grund ist die Konkurrenz durch Solana. Seit August 2021 habe die Solana-Blockchain den größten Anteil am NFT-Volumen auf Kosten von Ethereum erobert, heißt es. Die Solana-Blockchain wurde (Stand Januar 2022) für die Erzeugung von mehr als 5,7 Millionen NFT verwendet. NFT gelten als wichtiger Markt und sind das „am schnellsten wachsende Universum im Krypto-Ökosystem“, urteilen die Analyst:innen.

Solana und der Promi-Faktor
Das beliebte Spiel „Promis promoten Digitalwährungen“ – Stichwort Elon Musk und der Dogecoin-Wahnsinn – gibt es auch bei Solana. Ende 2021 bestätigte das Solana-Team, dass NBA-Legende Michael Jordan und sein Sohn Jeffrey M. Jordan eine Fan-App auf der Solana-Blockchain aufbauen wollen. Die Plattform, „HEIR“, zu Deutsch „ERBE“, hat bereits 10 Millionen Dollar Startkapital eingesammelt und soll 2022 gelauncht werden. Bald darauf folgte ein Promi mit „Geschmäckle“, zumindest aus Sicht von Solana: Nachdem Melania Trump, ihres Zeichens Ex-First Lady der USA, ankündigte, dass sie NFT unter dem Titel „Melania’s Vision“ herausgeben will, teilte Solana mit, dass die Melania Trump NFT nicht Teil einer SOL-Initiative seien.

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Solana und die Technik
Solana kombiniert Proof-of-History (PoH) – eine der Hauptinnovationen – mit einem Sicherheitsprotokoll namens Tower Byzantine Fault Tolerance (Tower BFT). Außerdem mit an Bord: Proof of Stake (PoS). Während bei PoS das Netzwerk automatisiert darüber abstimmt, wer unter den aktiven Teilnehmer:innen den nächsten Block erstellen soll, bietet Proof-of-History die innovative Möglichkeit, Transaktionen mit einem Zeitstempel zu versehen. PoH soll die Netzwerkknoten (Nodes) bei der Verarbeitung von Blöcken entlasten. Via Tower BFT ist es möglich, Token zu setzen, um über die Gültigkeit eines PoH-Hashs abzustimmen. Das Protokoll bestraft dabei Akteur:innen, wenn sie für eine Abspaltung stimmen, die nicht mit den PoH-Aufzeichnungen übereinstimmt. Mehr dazu im Solana-Whitepaper „A new architecture for a high performance blockchain“.

Solana und die Transaktionen
Innovationen wie Proof-of-History erlauben atemberaubende 65.000 Transaktionen pro Sekunde. Zum Vergleich: Das Ethereum-Netzwerk ist auf 15 Transaktionen pro Sekunde begrenzt – was zuletzt zu Skalierungsproblemen führte. Bank of America-Analyst Alkesh Shah bezeichnete Solana nach einem Treffen mit Lily Liu, Mitglied der Solana-Foundation, enthusiastisch als das mögliche „Visa des Ökosystems für digitale Vermögenswerte". Seit der Einführung im Jahr 2020 hat die Solana-Blockchain mehr als 50 Milliarden Transaktionen durchgeführt, meldet Coinspeaker. Da ist allerdings noch Luft nach oben, Visa hatte bis zum 30. September 2021 164,7 Milliarden Transaktionen verarbeitet – innerhalb eines Jahres.

Solana und der Energieverbrauch
Ein wichtiger Trend bei Blockchain-basierten Vermögenswerten ist das Thema Energieverbrauch – hier kann Solana dank seines Netzwerk-Designs punkten. Das SOL-Team rechnet in einem Report zum Energieverbrauch vom November 2021 vor, dass eine einzige Solana-Transaktion 0,00051 kWh oder 1.836 Joule an Energie benötigt. Das ist weniger Energie als zwei Google-Suchen verbrauchen. Eine Ethereum-Transaktion verbraucht dagegen 692.820.000 Joule, eine Bitcoin-Transaktion sogar 6.995.592.000 Joule. Dabei ist der extreme Energieverbrauch des Proof-of-Work-Konsensmechanismus, den Bitcoin nutzt, nicht einmal das größte Problem: Die meisten Mining-Fabriken im Bitcoin-Netzwerk sind in Regionen angesiedelt, die auf Kohleenergie setzen. Weil auch Ethereum, Solanas größter Konkurrent, mit hohen Gebühren und Stromrechnungen kämpft, soll Ethereum 2.0 dem Mining voraussichtlich Ende 2022 ein Ende setzen, berichtet Computerbild.
Quelle: solana.com/news/solana-energy-usage-report-november-2021

Solana und die Sicherheit
Das Skalierbarkeitsversprechen von Solana sorgt gleichzeitig für Flecken auf der weißen Erfolgsweste – und ist ein klassischer Fall des Blockchain-Trilemmas laut dem Ketten in der Regel zwei der drei Eigenschaften Skalierbarkeit, Dezentralisierung und Sicherheit erreichen können. „Solana priorisiert Skalierbarkeit, aber eine weniger dezentralisierte und sichere Blockchain bedeutet Kompromisse, die durch mehrere Netzwerk-Performance-Probleme seit der Gründung illustriert werden“, so Alkesh Shah, Analyst der Bank of America. Anfang Januar 2022 hatte die Solana-Blockchain bereits zum dritten Mal innerhalb von sechs Monaten einen Ausfall erlitten, berichtet Coinkurier.de. Ob und wie die Probleme, die Solana plagen, in den Griff zu bekommen sind, darüber herrschte in der Community allerdings zuletzt Uneinigkeit.

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