Nachhaltige Städte: Mobilitätsflatrates und Wohnen in Wasserrohren
Städte haben es schwer: Sie sollen sowohl lebenswert als auch wirtschaftlich stark sein. Höchste Zeit, in nachhaltige Städte, effiziente Verkehrssysteme und mehr Grün zu investieren.
Willkommen im Zeitalter der Megastädte! Schon heute gibt es weltweit über 37 davon. Und in Zukunft wird die Zahl der Menschen, die es vom Land in die Stadt zieht, weiter steigen: Bis 2030 wird es nach UN-Prognosen mehr als 43 Megacities geben, die meisten davon in Entwicklungsländern. Viele dieser Städte leiden unter mangelnden Infrastrukturinvestitionen, demographischen Veränderungen und einer schlechten Luftqualität. Sie sind zudem besonders anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels mit erhöhtem Hitzestress und extremen Wetterereignissen. Eines der 17 Ziele der UN Agenda 2030 sind dementsprechend nachhaltige Städte und Gemeinden.

KI für saubere Luft
Green Cities und eine nachhaltige Stadtentwicklung sind Themen, die Politiker, Städteplaner und Projektentwickler mehr und mehr beschäftigen. Ein ehrgeiziges Ziel hat San Francisco: Die US-Metropole will die Treibhausgasemissionen bis 2050 im Vergleich zu den Werten von 1990 um 80 Prozent reduzieren. SF stemmt sich damit gegen den Trend: Momentan gehören die USA (14,8 Prozent) nach China (27,5 Prozent) zu den größten CO2-emittierenden Ländern der Welt. In San Francisco setzen die Verantwortlichen unter anderem auf Künstliche Intelligenz – und deutsches Know-how: Eine Cloud-basierte KI-Lösung namens „Siemens City Air Management“ misst und überwacht die Luftverschmutzung mit Sensoren, sagt die Luftqualität für die nächsten Tage voraus und simuliert die potenzielle Auswirkung kurzfristiger Gegenmaßnahmen.

Die Zukunft ist vertikal
Aufgrund der rasanten Verstädterung werden weltweit bis zum Ende des 21. Jahrhunderts zwei Milliarden zusätzliche Wohnungen benötigt. Weil der Boden in den Städten nicht unbegrenzt verfügbar ist und immer kostbarer wird, ist Verdichtung eine Lösung: „Die Zukunft der Menschheit beruht auf den Vorteilen, die eine vertikale Verdichtung der Städte mit sich bringt“, sagt Professor Anthony Wood vom Council on Tall Buildings and Urban Habitat (CTBUH) in Chicago. Die gemeinnützige Organisation erforscht hohe Gebäude und deren Architektur.

Micro-Living im Wasserrohr
In Städten mit extremer Wohnraumknappheit wie Hong Kong kommen auch ungewöhnliche modulare Mini-Lösungen zum Einsatz: Das „OPod Tube Housing“-Projekt des Hongkonger Architekturbüros James Law Cybertecture verwandelt Wasserrohre in Mikro-Apartments. Die Betonröhren mit einem Durchmesser von 2,5 Metern können sowohl in die Höhe gestapelt als auch nebeneinander in der Fläche angeordnet werden. In Japan und Taiwan boomt der Bau von Mikroapartments ebenfalls. Ein Trend, der unter den Schlagworten „Micro Living“ und „Tiny Homes“ um die Welt geht.

Pflanzen an Fassaden
Wer inmitten von Wäldern, Wiesen, Gärten oder Parks aufgewachsen ist, hat ein bis zu 55 Prozent geringeres Risiko für psychische Erkrankungen als diejenigen ohne eine solche Umgebung, so eine Studie der Universität Aarhus. Für die Forscher ein Beleg dafür, dass Städte grüner werden sollten.
Schon heute sprießt Grün an ausgewählten städtischen Fassaden – zum Beispiel in Singapur. Das vom Architekturbüro WOHA entworfene Oasia Hotel Downtown hat eine Gitternetz-Fassade aus Kupfer. Tropische Pflanzen ranken durch die Fassade und hüllen das Hotel in ein grünes Kleid. Ein preisgekrönter Hingucker, der gleichzeitig für saubere Luft sorgt – so wie eine neue Generation von Stadtmöbel, die das Berliner Unternehmen CityTree entwickelt hat: Eine Hightech-Holzbank lädt zum Verweilen (und zum Aufladen von Smartphone und Co.) ein, während das im Stadtmöbel integrierte Moos die Luft verbessert. Der Biotech-Filter reinigt die Atemluft von bis zu 7.000 Menschen und reduziert die Feinstaubbelastung um bis zu 80 Prozent, verspricht das Startup.

Mehr Fahrradwege
Kein Lärm, keine schädlichen Emissionen: Radverkehr ist umweltfreundlicher Verkehr. „Mehr Fahrradwege bauen“, das ist für 60 Prozent der befragten Radfahrer des „Fahrradmonitor 2019“ eine der dringlichsten Forderungen an die Politik in Sachen Fahrradverkehr. In Deutschland werden bisher lediglich rund elf Prozent aller Wege mit dem Fahrrad erledigt, das soll sich mit einem Nationalen Radverkehrsplan und Investitionen in eine „gute Radinfrastruktur“ ändern, verspricht das Bundesverkehrsministerium.
Vorbild Kopenhagen: Hier bewegt sich fast jeder Zweite mit dem Rad statt dem Auto durch die Stadt. Möglich machen das in der dänischen Hauptstadt 1.000 Kilometer Radwege, die gut ausgebaut und sicher sind. Finanziert wird der Ausbau der Radinfrastruktur mit einem städtischen Jahresbudget von 13,5 Millionen Euro. Dänische Stadtplanungsbüros, Stadtverwaltungen und Fahrradhersteller bieten ihre Expertise weltweit als „Cycling Embassy of Denmark“ an.

Augsburg bietet Mobilitätsflatrate an
Bus und Bahn sind eine weitere Säule für eine umweltfreundliche innerstädtische Mobilität. Städte wie Tallin gehen dabei neue Wege, um ihren Bewohner den Umstieg in den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) schmackhaft zu machen: In der estnischen Hauptstadt ist der öffentliche Nahverkehr seit 2013 für Bewohner kostenlos, seit Juli 2018 gibt es fast in allen Landkreisen Estlands freie Fahrt für alle Bürger. Auch in Luxemburg soll ab 2020 der ÖPNV kostenlos werden. Während in Deutschland in fünf Modellstädten – Bonn, Reutlingen, Essen, Mannheim und Herrenberg – noch getestet wird, hat Augsburg Nägel mit Köpfen gemacht: In einer der ältesten Städte Deutschlands gibt es seit November 2019 eine Mobilitätsflatrate für Busse, Bahnen, Räder und Car-Sharing. Und seit Januar dieses Jahres sind ÖPNV-Fahrten innerhalb der City sogar kostenlos – und umweltfreundlich dazu: Neben strombetriebenen Straßenbahnen kommen mit Bio-Gas betriebene Busse zum Einsatz.

Mobilität als Service
Neue digitale Lösungen machen dabei Mobilität einfacher, effizienter und kostengünstiger – so wie in Helsinki. Seit 2016 können die Bewohner der finnischen Hauptstadt eine App namens „Whim“ für die smarte Reiseplanung quer über alle Verkehrsträger hinweg nutzen. Taxi, Bahn oder Carsharing werden über eine gemeinsame digitale Plattform gebucht und auch bezahlt. „Mobility as a Service“-Lösungen werden weltweit in verkehrsbelasteten Städten wie London, Los Angeles und Tokio getestet. Die Vision: Weniger Verkehr bei mehr Mobilität.

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