Money Diaries: offen über Finanzen reden

05.12.18

Money Diaries - Uups, wo ist das Geld geblieben?

Über die eigenen Finanzen zu sprechen, gilt als Tabu. Doch nun brechen junge Frauen das Schweigen und machen ihre Ausgaben und Einnahmen im Internet öffentlich. Bis auf den letzten Cent. Warum Money Diaries so faszinierend wie lehrreich sind.

Was sind Money Diaries?

Eine junge Frau in New York legt eine Woche lang ihre Einnahmen und Ausgaben offen und sorgt mit ihrem „Money Diary“ für viralen Content: Der Text, in dem die 21-jährige Praktikantin im Sommer 2018 ihre Finanzen in sieben sehr persönlichen, tagebuchartigen Einträgen beschreibt, verbreitet sich explosionsartig im Netz. In den USA boomen Money Diaries. Besonders in der Generation der weiblichen Millenials, also der Generation, die zwischen 1981 und 1998 geboren wurde. Über Geld spricht man nicht? „Über Geld spricht man jetzt!“, lautet das Motto der Money Diaries, die das Internet-Magazin „Refinery29“ in einer Serie veröffentlichen. Über 500 davon, geschrieben von jungen Frauen aus 46 US-Bundesstaaten, finden sich inzwischen auf der Website. Die finanzielle Offenherzigkeit im Netz bricht „das letzte Tabu, dem sich moderne Frauen gegenübersehen“, so die Website. 

Der Zoff mit dem Partner darüber, was beim Wocheneinkauf in den Einkaufswagen wandert und wer dafür bezahlt, wird ebenso aufgeschrieben wie „heimliche“ Ausgaben für Medikamente, Alkohol oder Drogen. Die anonymisierten Texte geben nicht nur einen tiefen Einblick in die Finanzen, sondern auch in den Alltag der Millenials. Die Bandbreite der Money Diaries umfasst stinkend reich, bitterarm – und alles dazwischen. Da ist zum einen die New Yorker Luxus-Praktikantin, die zusätzlich zu ihrem mageren Gehalt von ihren Eltern monatlich 3.200 US-Dollar überwiesen bekommt und es auf Partys richtig krachen lässt. Aber es gibt auch die junge Regierungsangestellte in Washington D.C., die sich mit Freund und Hund ein Zwei-Zimmer-Apartment teilt, ihren Job öde findet und sich zum Lunch schon mal mit Gratis-Keksen verpflegt, um ihr Budget zu schonen.

Money Diaries: offen über Finanzen reden

Aber warum sind die Money Diaries so ein großer Hit im Netz?  „Ich glaube, ein Grund, warum die Money Diaries so beliebt sind, ist, dass Männer für so lange Zeit das Narrativ rund ums Geld bestimmt haben“, sagt Lindsey Stanberry, die als verantwortliche Redakteurin die Money Diary-Serie bei Refinery29 pflegt. Mit den Money Diaries – die es inzwischen auch in Buchform gibt – hätten Frauen zum ersten Mal die Chance, offen über ihre Finanzen zu reden. Dabei sei es für Männer wie Frauen und alle Altersgruppen eine gute Idee, ein Money Diary zu führen. „Man muss es ja nicht unbedingt bei Refinery29 veröffentlichen.“, betont Stanberry. Ein Rat, dem sich Finanzexperten und Schuldnerberater in Deutschland anschließen, auch wenn das Ganze hierzulande unter dem Namen „Haushaltsbuch“ bekannt ist – und damit kein ganz so neuer US-Trend, sondern eine jahrhundertealte Praxis, um die Finanzen in den Griff zu bekommen. Das älteste Haushaltsbuch der Welt stammt aus dem antiken Griechenland und wurde bereits 150 v. Chr. angelegt. 

„Erst wenn ich genau aufschreibe, wo mein Geld hingeht, habe ich einen Überblick über meine persönlichen Ausgaben“, sagt Mechthild Winkelmann von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Und wer regelmäßig über Einnahmen und Ausgaben Buch führt, kann besser einem fatalen Trend trotzen: „Die Überschuldung von Privatpersonen in Deutschland ist seit 2014 zum fünften Mal in Folge gestiegen – fast sieben Millionen Bürger waren im  Oktober 2018 „überschuldet oder wiesen nachhaltige Zahlungsstörungen auf“, meldet  der aktuelle „SchuldnerAtlas Deutschland“ der Wirtschaftsauskunftei Creditreform.

Erkenntnisgewinn in Sachen Finanzen dank Haushaltsbuch

Schritt für Schritt zum Finanz-Topchecker – so einfach geht‘s:

  • regelmäßige Einnahmen wie Gehalt, Kindergeld oder Elterngeld notieren
  • Kontoauszüge unter die Lupe nehmen und regelmäßige Zahlungen wie Miete, Strom, Versicherungen oder das Netflix-Abo ins Haushaltsbuch eintragen 
  • Jährliche oder quartalsweise anfallende Zahlungen in dem Monat eintragen, in dem sie fällig werden oder durch zwölf teilen und den entsprechenden Teilbetrag jeden Monat in die Planung aufnehmen
  • unregelmäßigen Kosten wie Ausgaben für Lebensmittel, Kleidung, Restaurant- oder Kinobesuche übertragen

Wichtig: Der Überblick muss schriftlich und möglichst vollständig sein. Denn ein Erkenntnisgewinn in Sachen Finanzen lässt sich nur aus einem konsequent geführten und auch tatsächlich ausgewerteten Haushaltsbuch ziehen.

Der kleine Kollegen-Ärger-Trostkauf

Der tägliche Latte Macchiato zum Mitnehmen, das scheinbar einmalig günstige Flatscreen-Angebot im Onlineshop, der kleine Kollegen-Ärger-Trostkauf im Drogeriemarkt: Wer seine Finanzen zumindest für den Zeitraum von ein paar Monaten akribisch überwacht, bekommt ein gutes Gefühl für den eigenen Umgang mit dem hart verdienten Geld. Verbraucherschützerin Winkelmann weiß aus Erfahrung, dass die meisten Leute, die erstmals Buch über ihre persönlichen Ausgaben führen, große Augen machen, wofür ihr Geld so draufgeht. Dabei taugt das genaue Notieren von Einnahmen und Ausgaben zwar nicht zur unmittelbaren Geldvermehrung, aber es hilft dabei, Überflüssiges und Sparpotenziale zu identifizieren. Außerdem lassen sich dank Haushaltsbuch persönliche Sparziele verfolgen. Ein Finanzpolster aufbauen, eine Ferienreise oder der Hauskauf zählen dabei zu den Top-3-Sparzielen der Deutschen. 

Haushaltsbuch mit Stift und Papier 

Gutes Haushalten erfordert zwar etwas Disziplin, ist aber dank Haushaltsbuch nicht schwer. Das Beste: Du kannst sofort loslegen, Geldfressern auf die Spur zu kommen – alles, was dafür nötig ist, sind Stift und Papier. In Buchform gibt es das Ganze von der Verbraucherzentrale: „Das Haushaltsbuch“ umfasst neben konkreten Spartipps 54 Wochenübersichten für tägliche Kosten, zwölf Monatsübersichten und eine Jahresübersicht. Wer die private Kostenkontrolle lieber am Rechner durchführt, kann eine Excel-Tabelle erstellen, um Einnahmen und Ausgaben aufzulisten. Vorbereitete Listen finden sich zum Beispiel auf der Seite www.spartipp-haushaltsbuch.de. Hilfe bei der Haushaltsbuch-Führung versprechen auch Computerprogramme wie das „Wiso Haushaltsbuch“ oder das „SoftwareNetz Haushaltsbuch“. Ein Vorteil ist die automatische Übernahme von Online-Banking und PayPal-Umsätzen. Nachteil: Die Programme sind nicht umsonst. 

Wer will meine Finanz-Daten?

Mittlerweile gibt es auch eine Vielzahl von Gratis-Tools, um die persönlichen Ausgaben unterwegs stets im Blick zu behalten. Damit lässt sich der Kassenzettel aus dem Supermarkt einfach scannen und der Coffee to go kann fix per Smartphone notiert werden. Das Computermagazin Chip bewertet in einem aktuellen Test das kostenlose „jHaushalt 2.6“ sowie die Freeware „Aquamarin Haushaltsbuch 3.3“ mit „gut“. Über letztere urteilt Chip: „Die Freeware lässt sich intuitiv bedienen und genügt dennoch den meisten Ansprüchen.“. Wer auf Smartphone-Apps zur Kostenkontrolle setzt, sollte immer genau prüfen, welcher Anbieter hinter dem Service steckt und welche Interessen dieser damit verfolgt, raten Software-Experten.

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