Technische Analyse: Den Trend als Freund
Zum Trading-1x1 gehört, Charts richtig lesen zu können. Mit der technischen Analyse von Aktien und Co. lassen sich durch den Blick auf Vergangenes mögliche Vorhersagen für die Zukunft treffen. Für eigenes Wissen und fundierte Analysen: Know-how zu Trendlinien, Candlestick-Charts und der Dow-Theorie.
Manche verlassen sich bei Investments aufs Bauchgefühl. Das kann für eine kurze Zeit und in einem Bullenmarkt gutgehen. Für einen langfristigen Trading-Erfolg orientiert man sich besser an Zahlen und Fakten. Im Wesentlichen sind Handel und Investitionen ein Spiel der Wahrscheinlichkeiten und des Risikomanagements. Dabei setzen Händler zur Bewertung des Marktes verschiedene Instrumente ein – zum Beispiel die technische Analyse, auch Chart-Analyse genannt.

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Was ist eigentlich TA?
„The trend is your friend!“ ist ein oft zitierter Börsenspruch – und eine Grundregel der technischen Analyse (TA). Ziel der TA: Das zukünftige Marktverhalten auf der Grundlage früherer Preisaktionen und Volumendaten vorhersagen. Der TA-Ansatz wird meistens auf Aktien und andere Vermögenswerte in traditionellen Finanzmärkten angewandt. Im Gegensatz zur Fundamentalanalyse (FA), die mehrere Faktoren rund um den Vermögenswert als solchen berücksichtigt, konzentriert sich die TA strikt auf das historische Kursverhalten der Charts.
Zu Anfang waren es noch handgeschriebene Blätter und manuelle Berechnungen, auf denen eine Frühform der technischen Analyse beruhte. Mit dem Fortschritt der modernen Informatik änderte sich das. Heute ist die TA weit verbreitet und ein wichtiges Instrument für viele Anleger und Händler. Wer tiefer ins Thema einsteigen will, kommt an dem Namen John Murphy nicht vorbei: Die Bücher des US-Amerikaners, geschrieben Ende des 20. Jahrhunderts, gelten bis heute als Standardwerke der technischen Analyse.

Wer wie was: Die Dow-Theorie
Während einfache Formen der technischen Analyse bereits im 17. Jahrhundert in Amsterdam während des sogenannten goldenen Zeitalters aufkamen, wird die moderne technische Analyse auf Charles Dow zurückgeführt. Der Finanzjournalist und Gründer des Wall Street Journal gehörte zu den ersten, die beobachteten, dass sich einzelne Vermögenswerte und Märkte oft in Trends bewegen, die segmentiert und untersucht werden können. Aus seiner Arbeit ging Ende der 1800er Jahre die Dow-Theorie hervor, die zur Grundlage der technischen Analyse wurde.

Drei Aufwärtsphasen
Entwickelt von Dow, verfeinert von William Hamilton und aufgeschrieben von Robert Rhea, behält die Dow-Theorie auch nach über hundert Jahren ihre grundsätzliche Gültigkeit: Sie beschreibt Markttrends und ihr typisches Verhalten. Im Mittelpunkt steht die Ermittlung des Trends für den Dow Jones Transportation Average und den Dow Jones Industrial Average. Tendieren beide Dow-Jones-Durchschnitte in die gleiche Richtung, kann man sagen, dass der gesamte Markt ebenfalls in diese Richtung tendiert. Anleger können diese Signale verwenden, um den Primärmarkttrend zu identifizieren und dann mit diesem Trend handeln. Nach Dow haben langfristige Primärtrends im Allgemeinen drei Aufwärtsphasen. In der Anfangsphase gibt es viel Unglauben, und die Märkte befinden sich auf einem sehr niedrigen Niveau. Die mittlere Phase ist eine Art Anerkennungsphase. Die Menschen beginnen zu erkennen, dass sich die Fundamentaldaten verbessern und die Märkte im Einklang mit ihnen steigen. Die letzte Phase ist gekommen, wenn Euphorie und Zockerei einsetzen.

Kopf statt Bauch
Die wichtigste Regel der Dow-Theorie lautet: Der Kursverlauf spiegelt alles wider –alle verfügbaren Informationen sind bereits im Preis enthalten. Dabei ist die Dow-Theorie nicht unfehlbar, so lautet nämlich eine weitere wichtige Regel. Die Finanztheorie soll nach dem Willen ihrer Erfinder vielmehr eine Zusammenstellung von Richtlinien und Prinzipien sein, die Investoren und Händler bei ihrer eigenen Marktstudie unterstützen sollen.
Kurzer Exkurs: Wer „Dow-Theorie“ sagt, sollte auch von der Elliott Wave Analyse gehört haben. Die in den 1930er Jahren vom Amerikaner Ralph Nelson Elliott entwickelte Form der technischen Analyse ist eine verfeinerte Version der Dow-Theorie und identifiziert Anlegerverhalten, Höchst- und Tiefstkurse sowie andere Faktoren in wiederkehrenden Wellenmustern.

Basiswerkzeug Trendlinien
Zeit für das Basistool im Werkzeugkasten der technischen Analyse Trendlinien –diagonale Linien in Diagrammen – hat jeder schon mal gesehen, der einen Aktienkurs verfolgt hat. Trendlinien sind nicht nur in Aktien-, sondern auch in Währungs-, und Derivatemärkten weit verbreitet. Sie verbinden bestimmte Datenpunkte miteinander. Das macht es einfacher, Preisbewegungen zu visualisieren und Markttrends zu erkennen.
Trendlinien bestehen aus diagonalen Linien und können entweder eine positive oder negative Steigung aufweisen. Dadurch lassen sie sich in zwei grundlegende Kategorien einteilen, aufsteigend (Aufwärtstrend) und absteigend (Abwärtstrend). Im Allgemeinen gilt die einfache Regel: Je größer die Steigung der Linie, desto stärker ist der Trend.

Für Fortgeschrittene: Balken-Charts
Charts, die Linien zeigen, kennt fast jeder, aber wie sieht’s mit Balken oder Kerzen aus? Zuerst zu den Balken-Charts. Sie sind etwas für Fortgeschrittene und liefern mehr Details als Linien-Charts: Sie eignen sich nicht nur für das Handeln von Aktien, sondern kommen auch beim Devisen-, Rohstoff- und Index-Trading zum Einsatz. Ein Balken-Chart zeigt Hochs, Tiefs, Eröffnungs- und Schlusskurse (engl. HLOC) für den jeweiligen Zeitraum, für den der Balken-Chart abgerufen wird. Je nach Software kann man einzelne Minuten, Stunden, Wochen oder Monate anzeigen lassen. Die vertikale Linie wird durch den Hoch- und Tiefkurs des Balkens erzeugt. Der Strich links des Balkens stellt den Eröffnungskurs und der Strich rechts des Signals den Schlusskurs dar.

Candlestick-Charts richtig lesen
Vorhang auf für Nummer drei in der Runde der Hilfsmittel für die TA: Candlesticks. Von einem japanischen Reishändler namens Munehisa Homma vor mehr als 250 Jahren entwickelt, sind sie Grundlage fast aller modernen Trading-Programme und Software-Tools. Sie lesen zu können, ist deshalb für beinahe jeden Anlagestil wichtig. Kerzendiagramme zeigen die Entwicklung eines Wertes im Zeitablauf an. Die einzelnen Kerzen zeigen dabei den ersten Kurs, den letzten Kurs, den Höchstkurs und den Tiefstkurs eines bestimmten Zeitraums an. Den Körper (engl. Body) einer Kerze bilden der Eröffnungskurs (Open) und der Schlusskurs (Close). Hierbei spielt, wie bei den Balken-Charts, der Zeitraum, für den eine Kerze gelten soll, eine wesentliche Rolle. Reiht man die einzelnen Kerzen dann aneinander, entsteht ein Chart. Der Docht (Wick) einer Kerze gibt den Hoch- beziehungsweise Tiefpunkt, also die Extremwerte innerhalb des Zeitraums wieder. Je nachdem, wie groß der Körper und der obere/untere Docht einer Kerze sind, lassen sich Vermutungen über den weiteren Kursverlauf anstellen. Dabei gibt es unterschiedliche Kerzenfarben, meist grün und rot. Bei einer Verlustkerze ist der Kerzenkörper rot. Hier liegt der Schlusskurs unter dem Eröffnungskurs. Bei einer Gewinnkerze ist der Kerzenkörper grün. Bedeutet: Der Schlusskurs liegt über dem Eröffnungskurs.

Per Muster zur Trendanalyse
Interessante Bereiche auf einem Chart identifizieren – das geht per Candlestick-Muster. Diese Muster können für das Day-Trading, den Kauf und Verkauf von finanziellen Vermögenswerten innerhalb eines einzigen Handelstages, aber auch für den längerfristigen Positionshandel verwendet werden. Und während einige Muster Einblicke in das Gleichgewicht zwischen Käufern und Verkäufern geben, können andere auf eine Umkehrung oder Fortsetzung eines Trends hinweisen.
Achtung: Candlestick-Muster an sich sind nicht unbedingt als Kauf- oder Verkaufssignal zu bewerten. Sie sind vielmehr eine Möglichkeit, die Marktstruktur zu betrachten. Experten raten, die Muster im Zusammenhang zu betrachten und auch andere Methoden zur Bewertung heranzuziehen.

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