DeFi: Entwicklung, Risiken und Zukunft
Decentralized Finance (DeFi) schafft fast endlose Möglichkeiten für alle, die ein Smartphone und einen Internetzugang besitzen – meinen Expert:innen. Inzwischen ist der DeFi-Sektor milliardenschwer. Doch bleiben dezentralisierte Finanzen auch in Zukunft das große Ding?
„Wie DeFi die Finanzwelt revolutioniert“. „DeFi treibt Krypto-Wachstum in Nordamerika voran“. Überschriften wie jene von Moneycontrol und Coin Rivet aus dem vergangenen Jahr machen deutlich: Zu sagen, dass 2021 ein Erfolgsjahr für das dezentralisierte Finanzwesen (DeFi) war, ist stark untertrieben. Laut Dailycoin überstieg der Gesamtwert der abgeschlossenen DeFi-Anwendungen (Total Value Locked) Ende Dezember 240 Milliarden US-Dollar. TVL ist die gängigste Kennzahl, um das Volumen der dezentralen Finanzindustrie zu messen. Und auch für 2022 scheinen die Zeichen auf „Boom“ zu stehen. Oder wie Sameep Singhania, Co-Gründer der dezentralen Börse QuickSwap, auf der Digi-Plattform „HodlX“ schreibt: „Das rasante Wachstum, das wir 2021 erlebt haben, ist erst der Anfang.“ Doch es gibt auch Stimmen, die vor Problemen der schönen neuen DeFi-Welt warnen und Regulierungen sowie Anpassungen anmahnen.
Klar ist, wer das Potenzial von DeFi nutzen will, sollte unbedingt die Spielregeln kennen – und nicht nur wichtige Schlüsselbegriffe drauf haben, sondern auch über Risiken und Herausforderungen in der Welt der dezentralisierten Finanzdienstleistungen Bescheid wissen. Hier kommen Antworten auf wichtige Fragen zum Thema DeFi.

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DeFi – Was ist das eigentlich?
Wie so oft im Digital-Universum kommt der Begriff DeFi aus dem Englischen: Er steht für Decentralized Finance. Im Deutschen nennt man das Ganze auch dezentralisierte Finanzierung, dezentrale Finanzen oder dezentrales Finanzwesen. Bei DeFi handelt es sich um die Digitalisierung von Dienstleistungen im Finanzwesen. Die Blockchain-basierte Form der Finanzierung steht für digitale Peer-to-Peer-Dienste, die Kryptohandel, Kredite, Zinskonten und andere Dienste anbieten.

Welche Vorteile bietet DeFi?
DeFi „baut unseren Finanzsektor von Grund auf neu", schreibt BTC-ECHO. Es ermöglicht Marktteilnehmer:innen, direkt miteinander zu handeln und auf Preisbewegungen bei einer breiten Palette von Vermögenswerten zu spekulieren. Außerdem versetzt es Menschen über DeFi-Lending-Plattformen in die Lage, ohne Intermediäre (z.B. Banken) Geld von anderen zu leihen oder zu verleihen. „Unsere alte Finanzinfrastruktur hat sowohl die Wachstumschancen begrenzt als auch zur Ungleichheit der Chancen beigetragen. Weltweit sind 1,7 Milliarden Menschen ohne Bankverbindung“ kritisiert Professor Campbell R. Harvey von der US-amerikanischen Duke University.

Warum sind viele Expert:innen begeistert von DeFi?
DeFi verspricht ein gerechteres, demokratischeres Finanzwesen. Finanzwissenschaftler Harvey, Co-Autor der Studie DeFi and the Future of Finance, beschreibt DeFi als Peer-to-Peer-System, das nicht von einer zentralisierten Institution wie einer Bank kontrolliert wird und konstatiert: „Das Ausschalten der zentralisierten Institutionen reduziert die Kosten erheblich, macht Kredite erschwinglicher und erhöht die Einlagenzinsen. Transaktionen erfolgen sofort und sicher. Darüber hinaus werden alle gleich behandelt, was im Wesentlichen das Finanzwesen demokratisiert und die Ungleichheit der Chancen verringert, die die derzeitigen Systeme plagt.“

Und wie funktioniert das Ganze?
DeFi basiert auf der dezentralen Blockchain-Technologie, die wiederum „Smart Contracts" unterstützt. Bei den intelligenten Verträgen handelt es sich um Computerprotokolle, die eine vertragliche Vereinbarung erleichtern, verifizieren oder aushandeln können. Smart Contracts sind die Grundlage für die meisten DeFi-Anwendungen und Plattformen. Im Anwendungsfall steht DeFi für dezentrale Anwendungen, auch dApps genannt, bei denen Nutzer:innen eine eigene Krypto-Wallet erhalten, mit der sie Krypto-Assets kaufen, verkaufen oder handeln können.

Wo liegt der Ursprung von DeFi?
Auch für DeFi fing alles mit Satoshi Nakamoto und der Kryptowährung Bitcoin im Jahr 2008 an. Bitcoin war sozusagen das allererste Krypto-Defi-Projekt. Inzwischen ist der Begriff in der gesamten digitalen Finanzwelt verbreitet. Dabei kommen vor allem auf der Ethereum-Blockchain DeFi-Dienste vermehrt zur Anwendung. Der Grund dafür: „Ethereum ist im Unterschied zu Bitcoin programmierbar und bietet einen Marktplatz für viele Anwendungen“, erklärt Finanzexperte Roberto Zimmerman auf morethandigital.info, einer Plattform für Businesswissen.

Welche Anwendungen gibt es?
Da ist zum einen die klassische Kreditvergabe, neudeutsch „Lending“ genannt. Dank der Blockchain soll der ganze Prozess schneller und einfacher ablaufen. Die Technologie (statt einem Menschen) prüft Zahlungsfähigkeit und Sicherheiten der Vertragspartner:innen. Ähnlich läuft’s im nächsten Anwendungsfall, dem Leihen (Borrowing), ab. Die Blockchain ist auch das Zuhause Dezentraler Exchanges (DEXs), die als Basis der DeFi-Ökonomie gelten. Auch fürs Trading selbst gibt es im DeFi-Bereich mittlerweile zahlreiche Anwendungen und Apps. Und dann ist da Yield Farming (engl. für Rendite, Ertrag). Das ist ein Weg, um über DeFi einen festgelegten Zins einnehmen zu können – zum Beispiel, indem man Kryptowährungen anlegt oder für Kredite bereitstellt. Eng verbunden damit ist Liquidity Mining. Bedeutet: Bei bestimmten DeFi-Coins werden Miner belohnt, die dem Netzwerk die nötige Liquidität zukommen lassen.

Welche Risiken und Probleme gibt es?
Auf der technologischen Seite gibt es Cybersecurity-Bedrohungen und Hacks, unter denen die gesamte Krypto-Welt leidet. So prognostizierte eine Studie des Marktforschungsunternehmens Elliptic für das Jahr 2021 einen Verlust von 10,5 Milliarden US-Dollar durch DeFi-Betrug und -Diebstahl. Die Interoperabilität des DeFi-Ökosystems (Stichwort Sidechains, Parachains, Bridges) ist Vorteil und Risiko zugleich. Die technischen Standards befinden sich noch in der Entwicklung und jedes Protokoll hat eine andere Software-Codebasis. Außerdem besteht das Risiko eines Anlageverlusts, das bei DeFi ebenso wie bei konventionellen Märkten besteht: Kryptowährungen sind als volatile Anlageklasse bekannt.

Ist DeFi ein Hype oder gekommen, um zu bleiben?
Während die DeFi-Branche in rasendem Tempo expandiert und traditionelle Alt- und Zentralinstitute, typischerweise Banken, aufmischt, bleibt aus Sicht von Expert:innen die entscheidende Frage, „ob die DeFi-Bewegung von der Masse akzeptiert wird“, meint zum Beispiel Kryptoszene-Chefredakteur Raphael Adrian. Er warnt gleichzeitig: „Krypto ist und bleibt ein hochspekulatives Anlagefeld.“

Was bringt 2022?
Angesichts des sprunghaft ansteigenden Verbraucherinteresses haben die Innovator:innen der DeFi-Branche begonnen, ihre Lösungen für „normale" Verbraucher zugänglicher und nutzbarer zu machen. Ein Beispiel unter mehreren ist die im November 2021 verkündete Partnerschaft von Alchemy Pay und Bella Protocol, die bei der Einführung von CeFi- (aka Centralized Finance) und DeFi-Renditeprodukten zusammenarbeiten, um eine „Massenakzeptanz der DeFi-Vermögensverwaltung zu fördern“ wie es in einer Pressemitteilung heißt.

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